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Ulrike Groos über das vielfältige Flair der Düsseldorfer Kunstszene

Im Rahmen unserer neuen Reihe Stadtgespräche sprechen wir mit Menschen aus der Kunst und Kultur, die einen persönlichen Bezug zu Düsseldorf haben, über ihre Verbindung zur Stadt und werfen gemeinsam einen Blick auf inspirierende, liebgewonnene und gern besuchte Orte in Düsseldorf.

Als Ulrike Groos vor über 12 Jahren zur Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart berufen wurde, konnte sie bereits auf viele spannende Stationen ihres beruflichen Werdegangs zurückblicken. Die geborene Hessin (1963) studierte in Würzburg, New York und Münster Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Ethnologie mit anschließender Promotion (1984-1994) und volontierte im westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Münster. Seit 1995 unterstützt und leitet sie zahlreiche Projekte, kuratiert und lehrt unter anderem in Luxemburg und Zürich, und ist zudem Mitglied verschiedener Gremien. Von 2002-2007 war sie als Direktorin der Kunsthalle Düsseldorf tätig und kuratierte dort Ausstellungen wie „Zurück zum Beton. Die Anfänge von Punk und New Wave in Deutschland 1977–1982″ oder “Dan Graham. Werke 1965–2000“ (2002).

Dass ihr die Kunstvermittlung am Herzen liegt, lässt sich nicht nur ihrer umfangreichen Vita entnehmen, sondern spiegelt sich auch in unserem Gespräch mit der Museumsdirektorin wider. Für unsere Reihe Stadtgespräche erzählt sie uns von ihrer persönlichen Verbindung zu Düsseldorf, wo sie sieben Jahre lang die Kunsthalle leitete. Auf ihre Zeit in der Rheinmetropole blickt sie gerne zurück und erklärt uns im Interview, dass sie Düsseldorf als enorm wichtigen Kunststandort begreift, und verrät außerdem, welche kulinarischen Highlights die Stadt bereithält. Darüber hinaus gibt sie uns einen Ausblick auf ihr Jahr – erst kürzlich, im Februar, ist im Kunstmuseum Stuttgart die Ausstellung SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft eröffnet worden, die sich anhand von acht internationalen Künstler*innen dem Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz widmet.

Image courtesy of Kunsthalle. Foto: Achim Kukulies.

Sie waren von 2002 bis 2009 Direktorin der Kunsthalle Düsseldorf. Wie haben Sie die Stadt damals erlebt? 

Lebendig, offen und neugierig, sehr interessiert an Kunst und Kultur. Dadurch, dass so viele Künstler*innen in der Stadt leben, gab es ständig anregende Debatten.

Welchen Kunst-Ort in Düsseldorf legen Sie unseren Leser*innen besonders ans Herz? Was kann man dort entdecken? Was macht diesen Ort aus?

Es gibt so viele gute und besondere Kunstorte. Nach wie vor finde ich das KIT – Kunst im Tunnel ganz wunderbar, nicht nur als Ausstellungsort aufgrund seiner spezifischen Tunnelrestraum-Architektur und der Lage direkt am Rhein sondern vor allem wegen des dezidiert jungen Programms.

Image courtesy of KIT.

Nach dem Kunstbesuch: Wo trinken Sie am liebsten ihren Kaffee oder gehen am liebsten Essen? 

Schon während meiner Zeit in Düsseldorf habe ich die vielen japanischen Restaurants geliebt und ständig besucht. Sie sind so unterschiedlich im Ambiente und dem Speisenangebot, dass ich keinen Lieblingsjapaner habe, sondern immer wieder woanders hinging.
Für Kaffee und Kuchen: Pure Freude. Dort gibt es die besten Petits fours, Eclaires und Pralinen. Pure Freude hieß früher das Musiklabel von Carmen Knoebel, mit der wir eng bei unserer ersten Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf zu Punk und New Wave zusammengearbeitet haben. Ihre Tochter Olga betreibt nun diese feine Französische Patisserie.

Ich versuche, mir möglichst viele der Düsseldorfer Ausstellungen anzuschauen

Sie schauen heute von Stuttgart aus nach Düsseldorf, welche Strahlkraft hat Düsseldorf als Kunststadt? 

Düsseldorf ist für mich als Kunststandort enorm wichtig. Ich versuche, mir möglichst viele der dortigen Ausstellungen anzuschauen, nicht nur, weil ich mit einigen Menschen der Düsseldorfer Kunstszene weiterhin gut befreundet bin. Es gibt auch so viel zu entdecken, die vielfältigen Angebote sind breit aufgestellt, da die (Privat-)Museen ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen und Düsseldorf Künstler:innen aus der ganzen Welt zu sich in die Stadt einladen. Dieses besondere Flair und die vielen Sprachen bei den Previews und Eröffnungen gefallen mir. Auch die Düsseldorfer Galerien sind immer einen Besuch wert. Ich freue mich jeden September auf den Rundgang – wegen der Kunst, und weil ich dann viele Kolleg*innen wiedertreffe.

Wie sehen Ihre Pläne und Projekte in diesem Jahr aus? 

In diesem Jahr ist bei uns viel los. Anfang Februar haben wir die gemeinsam mit dem Marta Herford konzipierte Ausstellung »SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft« eröffnet, die sich anhand von acht internationalen Künstler:innen dem Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz widmet. Im Sommer folgt eine große Überblicksausstellung zum Werk des Künstlers Wolfgang Laib, der in Baden-Württemberg lebt – neben Indien und New York. Wir werden etliche der für Laibs Werk charakteristischen Arbeiten mit natürlichen Materialien wie Bienenwachs, Blütenstaub, Milch und Reis zeigen, drehen gerade einen Film über ihn und produzieren mit ihm zusammen ein ganz besonderes Buch. Zum Jahresende betrachten wir in der Ausstellung »Sieh Dir die Menschen an!« das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit. Etwa zeitgleich startet ein einjähriges Projekt zum Stuttgarter Künstler Otto Herbert Hajek, das den öffentlichen Raum um das Museum herum miteinbezieht. Und eine neue »Frischzelle«, unsere fest etablierte und beim Publikum beliebte Ausstellungsreihe junger Kunst wird es auch wieder geben: noch bis September läuft die 29. Ausgabe mit Werken der Fotokünstlerin Hannah J. Kohler. 

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