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Volker Bertelmann über den Sound von Düsseldorf

Im Rahmen unserer neuen Reihe Stadtgespräche sprechen wir mit Menschen aus der Kunst und Kultur, die einen persönlichen Bezug zu Düsseldorf haben, über ihre Verbindung zur Stadt und werfen gemeinsam einen Blick auf inspirierende, liebgewonnene und gern besuchte Orte in Düsseldorf.

Der Düsseldorfer Komponist, Pianist und Produzent Volker Bertelmann alias Hauschka ist längst als Künstler international bekannt. Nicht zuletzt durch seine zweite Oscar-Nominierung, die er für die Filmmusik des Antikriegsdramas “Im Westen nichts Neues” (2022) erhielt, genießt er gerade viel Aufmerksamkeit. Am 19. Februar wurde er dafür bereits mit dem British Academy Film Award (BAFTA) ausgezeichnet.
Aufgewachsen im Siegerland, zog er in den 90er Jahren nach Düsseldorf und konzentrierte sich nach diversen Projekten und Experimenten auf das Klavier. Um den Sound des Instruments zu verfremden und zu erweitern, präparierte er das Klavier u.a. mit Filzkeilen, Klebeband, Alufolie oder Schellen. Die Aktion des Präparierens wird von ihm in seine Konzerte integriert und so zu einem performativen Akt, dem das Publikum live beiwohnt. Durch Eingriffe in die Mechanik des Instruments entsteht ein perkussiver Sound, der zum Teil an elektronische Klänge erinnert. Neben der Arbeit mit dem präparierten Klavier entwickelte der Komponist Orchesterwerke, gründete das Approximation Festival und produziert immer wieder Filmmusik.
In seinem Düsseldorfer Studio arbeitet Hauschka an seinem facettenreichen Werk. Die Inspiration dafür liefert auch der Austausch mit lokaler Kunst und anderen Künstler*innen. Im Interview spricht er mit uns über seine Verbindung zur Kulturszene der Stadt und seine liebsten Düsseldorfer Orte in der Natur, Kunst und Kulinarik.

Image courtesy of Salon des Amateurs. Foto: Stephan Machac.

Was bedeutet Düsseldorf musikalisch für Sie, was haben Sie hier gefunden?

Für mich ist der Austausch mit anderen Menschen wichtig. Ich bin hier von Anfang an mit inspirierenden Musiker*innen und Künstler*innen zusammengetroffen:
Musiker*innen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Aber auch der Austausch mit der Kunstszene stellt für mich eine sehr große Inspirationsquelle dar. Ich denke, wir müssen Vielseitigkeit immer wieder erfahren und spüren, um sie selbst umzusetzen. Musik alleine reicht nicht. Die Inspiration aus anderen Sparten und durch andere Künstler*innen ist wesentlich.

Städte haben ja sehr unterschiedliche Sounds, wie würden Sie den
Sound von Düsseldorf beschreiben?

Der Sound von Düsseldorf ist für mich sehr schwer zu definieren, denn es gibt sehr viel unterschiedliche Musik in Düsseldorf, die erfolgreich ist. Die Toten Hosen sind Sound aus Düsseldorf, aber auch Kraftwerk oder auch Kreidler, Stabile Elite und Stefan Schwander, etc.. Es sind unterschiedliche Individualisten, die für mich den Sound ausmachen.

Musik alleine reicht nicht. Die Inspiration aus anderen Sparten und durch andere Künstler*innen ist wesentlich.

Wenn man sich die Musik und Kunstszene in Düsseldorf anschaut, gab es immer viele Überschneidungen zwischen diesen beiden. Viele der Aktionskünstler der 1960er Jahre hatten einen ausgeprägten musikalischen Hintergrund – zum Beispiel Heinz Mack am Klavier – aber auch später gab es Synergien, wie zwischen den Künstler*innen und der Punkszene im Ratinger Hof. Finden Sie solche Synergien und Dynamiken auch heute in der Stadt?

Auf jeden Fall! Der Salon des Amateurs war für mich immer ein tolles Beispiel für Austausch zwischen Kunst und Musik. Von Künstler*innen gegründet, im Gebäude der Kunsthalle angesiedelt und gleichzeitig ein Club für Live-Acts, Avantgarde und musikalisches Experiment. Aber auch aus dem Umfeld der Kunstakademie sind immer wieder Bands entstanden und es gab spannende und kreative Überschneidungen.

Spielen Kunst und die Arbeiten von bildenden Künstler*innen – oder der Austausch mit ihnen – auch für Sie eine Rolle?

Ja sehr, ich habe eigentlich über die Kunst den Zugang zu abstrakter Musik gefunden und gleichzeitig gelernt, mich von zu kopflastigen Strukturen abzugrenzen.
Zugängliche Kunst braucht Kopf und Herz, ebenso wie Distanz und Wärme; das muss nicht immer in einer Schaffensphase passieren, sondern kann auch im Gesamtwerk stattfinden. Für mich bedeutet das, wenn Kunst nur abstrakt, formlos und kalt ist, kann ich keinen Bezug zu meiner Existenz herstellen.

Nach dem Museumsbesuch oder einem Konzert, wo gehen Sie am liebsten Kaffee trinken oder etwas essen?

Ich esse sehr gerne in der Bar Olio, Em Brass oder im Oktopussy. Ich gehe auch sehr gerne in die Klosterstraße, um Japanisch zu essen. Dort gibt es mehrere tolle Restaurants.

Foto: © Oktopussy Restaurant

Die Art Düsseldorf fokussiert sich in diesem Jahr innerhalb der Rubrik Solo Projects u.a. auf künstlerische Arbeiten zum Thema Sustainability. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind drängende Fragen und Herausforderungen unserer Zeit. Sind das auch Fragen, die in Ihrer Arbeit eine Rolle spielen? Für Ihr letztes Album A Different Forest haben Sie sich vom Wald inspirieren lassen, wie würden Sie die Beziehung von Natur und Musik beschreiben?

Die Beziehung der Natur zur Musik definiert sich meiner Meinung nach durch die Rolle, die der Mensch zur Natur einnimmt. Die Natur ist für mich immer eine Möglichkeit, aus meiner inneren Struktur und Verpflichtungen heraustreten zu können und einfach Sein zu können.
Im Wald kann ich mich im Verhältnis zu mir selbst strukturieren und neu ordnen und muss das nicht im Vergleich zu anderen Menschen tun.

Welchen Ort in Düsseldorf legen Sie unseren Leser*innen und Besucher*innen der Stadt besonders ans Herz?

Ich finde natürlich den Rhein ein immens wichtiges Element, aber vor allem den Grafenberg Wald, um den Wildpark herum. Das ist für mich ein klassischer Stadtwald und ich schätze die Kühle bringende Atmosphäre im Sommer.

Was kann man dort entdecken? Was macht diesen Ort aus?

Man hat einen schönen hohen Baumbestand und kann sehr schöne Wanderungen machen, aber auch einfach nur kurze Runden drehen. Dazu gehört auch die Kastanien Allee mit ihren großen alten Beständen, wo zu gegebener Jahreszeit Esskastanien gesammelt werden. Eine wirklich beeindruckende Atmosphäre. Man muss nur die richtige Zeit am Tag finden.

Image courtesy of Tanzhaus NRW. Foto: Katja Illner.

Was sind Ihre liebsten Orte für Kunst und Musik in Düsseldorf?

Ich bin gerne im Salon des Amateurs, im Tanzhaus NRW, im FFT und gehe sehr gerne in die Kunsthalle und das K20/K21. Ich liebe aber auch vor allem die DC Open Weekends und auch die Galerien-Wochenenden in Flingern. Dort finde ich ganz oft sehr tolle kleine Ausstellungen und ich kann mit den Künstler*innen sprechen….ein schöner Austausch.

Was sind Ihre weiteren Pläne und Projekte in diesem Jahr?

Ich habe gerade mein Album fertig und es wird aktuell gemastert. Der Release ist aller Voraussicht nach im Herbst 2023.
Außerdem habe ich mehrere Filmprojekte bis Ende des Jahres, die schon feststehen und auf die ich mich sehr freue.

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