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“Künstler*innen unserer Generation eine Plattform bieten.” Die Gründer von Kadel Willborn

IRIS KADEL UND MORITZ WILLBORN STREITEN NICHT ÜBER KÜNSTLER*INNEN.

Für das Duo, dessen Düsseldorfer Galerie 2004 eröffnet wurde, gibt es keinen Grund für Uneinigkeit. „Wir besprechen jede Entscheidung, die wir treffen, sehr sorgfältig”, erklären sie per E-Mail. „Wir haben eigentlich nie Konflikte über eine/n Künstler*in oder eine Ausstellung.” Seit fast zwei Jahrzehnten hat dieser sympathische Ansatz eine beneidenswerte Liste von Künstler*innen hervorgebracht, darunter junge Talente, die gerade von der Kunstschule kommen, aber auch etablierte Größen, die die Kunstgeschichte tief geprägt haben.

Die Galerie hat ein besonderes Interesse an Werken der Performance-, Konzept- und Körperkunst, aber es gibt kein bestimmtes Medium, das sie anderen vorzieht. Bei Kadel und Willborn wird jede/r Künstler*in, den/die sie vertreten, sorgfältig ausgewählt. Sie gehen mit echter Leidenschaft an die Kunst heran und gestalten jede Zusammenarbeit individuell, so dass die Künstler*innen die Freiheit haben zu experimentieren.

Vom 8. bis 10. April 2022 zeigte die Galerie eine Einzelausstellung mit Werken des abstrakten Malers Helmut Dorner an ihrem Stand im Areal Böhler. Bevor sie an der Art Düsseldorf 2022 teilnahmen, sprachen wir mit Kadel und Willborn über die Anpassung an die Pandemie, die Ursprünge der Galerie und das Geheimnis, ein gutes Kunstwerk auszuwählen.

Iris Kadel and Moritz Willborn. Photo by Judith Wagner. Courtesy Kadel Willborn Galerie.

Installation view of "New Horizons", 2022. Courtesy: Kadel Willborn Galerie.

Wie haben Sie die auf der Art Düsseldorf ausgestellten Kunstwerke ausgewählt?

Wir fokussieren uns auf eine Einzelpräsentation des Malers Helmut Dorner, der 1952 geboren wurde. Er ist eng mit der Düsseldorfer Kunstszene der 1970er Jahre verbunden, hat an der Kunstakademie studiert und lebt in Düsseldorf. Er ist aber auch in vielen internationalen Museumssammlungen vertreten, etwa im Centre Pompidou [in Paris] und im Museum Reina Sofia in Madrid.

In seinen abstrakten Gemälden geht es immer um Raum, Licht und Farbe – oder, wie er sagt: „Meine Währung sind Farbe und Form.” Nach einer so langen Zeit, in der seine Arbeiten überall auf der Welt ausgestellt wurden, wollten wir seine Werke an dem Ort zeigen, an dem seine Karriere begann: in Düsseldorf.

Wie hat sich Ihre Galerie der Pandemie angepasst?

Als Galerie muss man sich immer wieder an neue Herausforderungen anpassen. Aber jemand hat einmal gesagt: In jeder Krise steckt auch eine Chance. Sammler*innen auf der ganzen Welt hatten selten zuvor so viel Zeit. Wir blieben also in engem Austausch mit ihnen und begannen, von jeder Ausstellung Filme zu erstellen, die Interviews des/der Künstler*in im Gespräch mit Kurator*innen und Sammler*innen zeigen.

Was ist das Schlüsselelement eines guten Kunstwerkes?

Dass es die Geschichte der Kunst widerspiegelt und gleichzeitig eine Perspektive für ihre Zukunft eröffnet.

Was zeichnet Ihre Galerie aus?

Wir haben die internationale Karriere der meisten Künstler*innen, die wir vertreten, als erste Galerie begleitet und aufgebaut. Das bedeutet, dass wir seit ihrer Abschlussausstellung mit ihnen zusammenarbeiten und eine sehr enge Beziehung zu allen haben, daher sind wir an jedem Schritt ihrer Karrieren beteiligt.

Auf der anderen Seite haben wir eine fantastische Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die bereits sehr einflussreich waren. Dazu gehören Künstler*innen wie Helmut Dorner, Barbara Kasten, Inge Mahn, Ketty La Rocca und Art & Language.

Helmut Dorner. "Kurbelachse", 2020. Acrylic on wood. 172,2 × 125,9 cm. Courtesy: Kadel Willborn, Düsseldorf. Photo: Heinz Pelz.

Helmut Dorner. "Short Hand", 2021. Acrylic on wood. 184.1 × 120.5 cm. Photo: Heinz Pelz.

Was erwarten Sie von Kunstmessen in der Zeit nach der Pandemie?

Wie wir anhand des Krieges in der Ukraine sehen, gibt es nicht die „eine” Lage nach der Pandemie. Das finanzielle Risiko, das die Galerien eingehen müssen, um ihre Künstler*innen auf Kunstmessen zu präsentieren, wird noch höher sein. Auch die Kunstmessen müssen sich auf diese neue Situation einstellen und Wege finden, die Galerien zu unterstützen, die sich dieser Herausforderung stellen.

Wie haben Sie beide sich kennengelernt und die Entscheidung getroffen, die Galerie zu gründen?

Wir haben beide am ZKM in Karlsruhe studiert, und dort hat alles angefangen. Die Grundidee war Künstler*innen unserer Generation eine Plattform zu bieten, um ihre Arbeiten zu präsentieren. Da wir keine finanzielle Unterstützung hatten, entwickelte sich dies wie selbstverständlich zu einer Galerie. Mehr als 15 Jahre später vertreten wir 20 Künstler*innen und nehmen an bis zu sechs internationalen Kunstmessen im Jahr teil.

Was ist für jeden von Ihnen der erfüllendste Aspekt daran, eine Galerie zu besitzen?

Am Anfang einer Zusammenarbeit mit einem/einer neuen Künstler*in steht einfach unsere gemeinsame Begeisterung für die Arbeit. Diesen Enthusiasmus mit Sammler*innen und Kurator*innen zu teilen, das Werk in großen Sammlungen und Institutionen zu platzieren und gemeinsam eine Karriere aufzubauen, kann sehr erfüllend sein.

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