„Urlaubsfarben und dazu etwas Hässliches“

Eine Ästhetik des Grotesken trifft auf helle, bunte Farben – dafür stehen Conny Maiers unverwechselbare Gemälde, die noch bis zum 14. April in der Langen Foundation in Neuss zu sehen sind.

Verfasst von Jakob Stötzel.

In ihrer ersten institutionellen Ausstellung, kuratiert von Udo Kittelmann, vereint die in Berlin und Portugal lebende Künstlerin frühe Werke mit neuen, großformatigen Arbeiten. Beautiful Disasters ist eine Hommage an das Hässliche in der Kunst – märchenhafte Giganten reihen sich neben unwirkliche Blumendarstellungen und veranschaulichen Maiers ambivalenten Umgang mit der Darstellung figurativer Kompositionen. Die Malerei der Autodidaktin ist frei, mutig und unangepasst. Die Fesseln des akademischen Kunstbetriebs hinter sich lassend, gelang es Maier einen einzigartigen Malstil fern ab einer klassischen Ausbildung zu entwickeln.

Ihre grotesken Figurendarstellungen zeugen von Begehren, Maßlosigkeit und den Abgründen der menschlichen Psyche. Dabei scheinen die in sich verdrehten, überproportionalen Gestalten mit aufgerissenen Mündern und deformierten Gliedmaßen die Grenzen der Leinwand sprengen zu wollen. Mit schwungvoll dynamischen Pinselstrichen schafft Maier farbenreiche Kompositionen, die Faszination und Abscheu, Schönheit und Schrecken hervorrufen. Kühn und skurril zugleich, zeichnen sich ihre rigorosen Bildwelten über einen schonungslosen Blick aus, der bewusst zwischen Albernheit und Horror changiert. 

Ohne Frage besticht das Oeuvre der Künstlerin über ein hohes Maß an Ambivalenz. Selbst die in satten Rottönen und grell pinken Farben gehaltenen Blumenstilleben vermitteln in ihrer wuchernden Imposanz ein Gefühl der Beklommenheit. „Meine Anfangsgedanken waren […] Urlaubsfarben und dazu etwas Hässliches. Die Figuren sind ein bisschen gruselig; was machen die da überhaupt und wieso sind die so hässlich? Es erzeugt ein Unbehagen unter einer schönen Schicht. […] Die Figuren habe ich gesucht und die haben mich gefunden […].“ Das Ergebnis dieser Suche überzeugt. Beautiful Disasters lädt ein zum Bewundern, Bestaunen und hinterfragt eindrucksvoll das Paradoxon des Menschseins.

Zweifellos bedarf es großer Kunst eines ebenso großartigen Rahmens. Dafür bietet die Langen Foundation eine unübertroffene Kulisse. Entworfen von Stararchitekt Tadao Ando, wird das Museum selbst zu einem Kunstwerk, das zu einer der schönsten Institutionen dieser Art in Deutschland zählt. Ando sah seinen Bau nicht als reines Gebäude für die Kunst, sondern als begehbare Skulptur. Vor den Toren der Landeshauptstadt, im Kulturraum Hombroich gelegen, lädt dieser Palast aus Glas und Stahlbeton daher umso mehr zur kontemplativen Besinnung auf die Kunst ein.

Von Marianne Langen 2002 gegründet und der Sammlung Langen gewidmet, die Werke der östlichen und westlichen Kunst umfasst, besteht das Museum mit einer Fläche von 1,300 Quadratmetern aus drei Ausstellungsräumen. Es werden nicht nur wechselnde Präsentationen aus den Sammlungsbeständen gezeigt, sondern auch Ausstellungen zeitgenössischer Künstler*innen. Das auf einer ehemaligen NATO-Raketenbasis entstandene Gebäude, schafft eine außergewöhnliche Symbiose zur umgebenen Landschaft. Ando wollte mit dem Gebäude eine Kontinuität zwischen Innen und Außen, zwischen Architektur, Kunst und Natur kreieren. Unter seinem Kredo „Man leiht sich den Ort, an dem man baut, von der Natur aus,“ entfaltet sich in der totalen Abgeschiedenheit des Museums eine meditative Stille, die zur Magie der Foundation beiträgt.

Neben Conny Maier zeigten dort bereits namenhafte Künstler*innen, wie Alicja Kwade, Sean Scully oder Park Seo-Bo ihre Arbeiten. Als fester Bestandteil der rheinländischen Kulturszene verankert, ist die Langen Foundation schon längst zu einem absoluten Highlight für Kunstbegeisterte geworden.

Besuchen Sie Conny Maiers Ausstellung Beautiful Disasters in der Langen Foundation, Neuss bis zum 14. April 2023.

Die Langen Foundation ist Dienstag bis Sonntag von jeweils 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Klicken Sie hier für weitere Informationen.