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Change presented by E.ON Stiftung

In enger Zusammenarbeit mit der E.ON Stiftung, ausgewählt von Laura Helena Wurth (Deutschlandfunk Kultur) und Alexander Wilmschen (Kestner Gesellschaft), wird 2024 auf der Art Düsseldorf ein Ort geschaffen, der sich explizit mit Nachhaltigkeit und Transformationsprozessen auseinandersetzt.
Im Rahmen des Change Projekts werden unter anderem Arbeiten von Julia Scher, Jonas Lund, Gerrit Frohne-Brinkmann und Mona Schulzek zu sehen sein. So komplex, vielschichtig und differenziert alle Positionen sind, vereint sie ihr künstlerischer Beitrag zu sozialkritischen, naturverbunden Themen, die zum Bestaunen, Nachdenken und Reflektieren anregen.

Julia Scher Placida, 2024 Marble, 80 cm (31 1/2")

DREI, Köln: Julia Scher

Seit über drei Jahrzehnten widmet sich die aus Los Angeles stammende Künstlerin Julia Scher in ihrem künstlerischen Schaffen sozialen und technologischen Fragestellungen. In einem Spiel zwischen Manipulation und Voyeurismus, Privatheit und Sicherheit, thematisiert Scher die zeitgenössische Überwachungskultur.
Im Rahmen des Change-Projektes, in Kooperation mit E.ON, wird auf der Art Düsseldorf erstmals eine Serie aus massiven Eulen-Skulpturen präsentiert. Als symbolisch aufgeladene Tiere, Patensymbol der Naturschutzgebiete, spiegeln Eulen viel von der Ambivalenz wider, die Schers Werk und Denken ebenso charakterisiert wie die Verflechtungen von Natur, Technik, Wissenschaft und Mystik. Die aus Marmor gehauenen Tierdarstellungen erwecken mythologische Assoziationen, die von weisen Wächtern bis hin zu unheilvollen Todesboten reichen und hier als Zeugen der Überwachung fungieren, mal beängstigend, schützend und doch verführerisch.

Julia Scher (*1954, Los Angeles) lebt und arbeitet in Köln. Die letzten vierzig Jahre ihrer Arbeit waren geprägt von einem umfangreichen Programm internationaler Einzelausstellungen, zuletzt im Museum Abteiberg, Mönchengladbach (2023); Kunsthalle Zürich; Kunsthalle, Gießen (2022); MAMCO, Genf (2021). Ihre Werke sind in renommierten Sammlungen vertreten, wie dem Museum of Modern Art, New York, oder dem Museum Ludwig, Köln.

Niklas Taleb, Untitled, 2023, Archival pigment print, artist frame; glass, tape, 102,2 x 68,2 x 1,6 cm, Edition of 3 + 1AP, Courtesy of the artist and Lucas Hirsch, Düsseldorf

Lucas Hirsch, Düsseldorf: Niklas Taleb und Antonia Brown

Niklas Talebs Fotografien erkunden das Innere und beleuchten Transformationsprozesse. Der genaue Ort dieses Inneren bleibt bewusst unspezifisch, eine Öffnung, die umschließt und verbirgt, sich verändert und entwickelt. Die Kamera fängt die Spuren des alltäglichen Lebens ein, von innen nach außen. Seine Fotografien bedienen sich dabei den Genres der Familienfotografie und des Schnappschusses, verzichten jedoch auf deren zentrale Anliegen, die die Bilder zu persönlichen Erinnerungsstücken machen.

Antonia Browns innovative Materialtechnik definiert fortlaufend die Mittel der affektiven Reproduktion neu. Ihre Arbeit strebt danach, eine skulpturale Hermeneutik zu formulieren. Hinter ihrer scheinbar hermetischen Selbstidentität verbirgt sich eine tiefe, manchmal wütende Eloquenz – eine Verzweiflung, die aus der Erkenntnis erwächst, dass religiöse Konventionen die sexuelle Kontrolle von Frauen ermöglichen.

Beiden Künstler*innen ist neben ihrem regionalen Standort in Essen, der umweltschonende Entstehungsprozess ihrer Kunst gemein. Sie achten darauf, so viel wie möglich vor Ort, in Eigenproduktion und mit kurzen Transportwegen, sowie mit naturbelassenen Materialien zu arbeiten.

Antonia Brown, Untroubled farther down, 2023, Silk, steel, cane, ribbon, cotton tape, casein, pigment (ochre, oak apple, maya blue, rust, violet cote d’azur, campeche, ash), 62x 42x40cm, Courtesy of the artist and Lucas Hirsch, Düsseldorf

Galerie Noah Klink, Berlin: Alison Yip und Gerrit Frohne-Brinkmann 

Die von der Berliner Galerie Noah Klink präsentierten Positionen beschäftigen sich mit dem Konzept der Nachhaltigkeit. Die hyperrealistischen Ölgemälde der Künstlerin Alison Yip zeigen meist Salate, Smoothies oder andere im Kontext von Gesundheit und Wellness verortete Objekte. Dabei geht es Alison um die Kultur der Selbstbewahrung, das Streben nach Glück und dem Wunsch eines unendlichen Lebens. Mit kunsthistorischem Bezug auf das Motiv des Stilllebens, überzeugen ihre Arbeiten über eine photorealistische Eigendynamik. Auf den ersten Blick nicht erkennbar, ist Yips einzigartiges Vorgehen: Sie mischt ihre Medikamente in die Ölfarbe, die sie aufgrund von epileptischen Anfällen nehmen muss. Dadurch verändert sich das Gemälde im Laufe der Zeit oder geht sogar teilweise verloren.

Die Malerei wird zusammen mit einer neuen Skulptur von Gerrit Frohne-Brinkmann präsentiert, die aus Keramik und einem gesammelten, ausgemusterten Roboterspielzeug besteht. Diese Konstellation veranschaulicht eine gewisse Hierarchie zwischen der Schlangenkeramik und der darauf platzierten Roboterkatze, die einmal ein attraktives Spielzeug war und nun, als Schrott nutzlos, nicht mehr verkauft wird. Die übergeordnete Thematik von Naturkunde in Verhältnis zu Technologien wird sichtbar.

Alison Yip easy.fresh 1 2022 wrinkle cream, sunscreen, active collagen, healing earth, vitamin B12, iron, ashwagandha, lorazepam, pumice and oil on wood 24 × 33 × 3 cm 9 1/2 × 13 × 1 1/8 inches

Gerrit Frohne-Brinkmann, Predator and Prop, 2024, glazed ceramics, robotic cat, metal, paint, cables, controller, various materials, 66 x 230 x 34 cm, Courtesy of the artist and Galerie Noah Klink

Kadel Wilborn, Düsseldorf: Heidi Hahn 

Heidi Hahns Malerei verbindet gestische Abstraktion mit expressiver Malerei und offenbart damit einen einzigartigen Blick auf aktuelle Themen wie das Verhältnis von Identität, Geschlecht und Gesellschaft. Die Grenzen zwischen Umwelt und Körper, Oberfläche und Hintergrund sind in ihrer Malerei fließend. Die Künstlerin spricht von einem “narrativen Formalismus“.
Heidi Hahn lebt und arbeitet in New York. Für die Art Düsseldorf sind die Werke allerdings ganz bewusst in ihrem neuen Studio in Düsseldorf produziert worden, das sie von März bis Dezember 2023 temporär gemietet hatte, um Kunst auf eine nachhaltige Weise ohne langen Transportweg zu produzieren.

Heidi Hahn wurde 1982 in Los Angeles geboren. Ihre Werke befinden sich in renommierten Museumssammlungen wie dem Stedelijk Museum Amsterdam, Philara Collection, Dallas Museum of Art, Moderna Museet Stockholm, High Museum of Art in Atlanta, New Orleans Museum of Art, Kadist Foundation Paris. Ihre Gemälde wurden in international bedeutsamen Museumsausstellungen wie den LSU Museums L.A, den High Art Museums Atlanta, dem Nerman Museum of Contemporary Art oder dem New Orleans Museum of Art präsentiert.

Heidi Hahn, tba 4, 2023, Oil on canvas, 127 × 177,8 cm

Office Impart, Berlin: Jonas Lund und Bob Bicknell-Knight

Der 1984 in Schweden geborene Künstler Jonas Lund  interessiert sich für die Machtdynamik, die die zunehmende Digitalisierung der zeitgenössischen Kultur prägt. Auf der Art Düsseldorf werden die neuste Werkserie Jonas Lund Token (JLT) Futures  präsentiert. Mit der seit 2018 entwickelten Werkserie JLT- Jonas Lund Token kreiert der Künstler Anteile an seiner künstlerischen Praxis als Kryptowährung, die es dem Aktionär ermöglicht, seine künstlerische Entwicklung zu beeinflussen. Eine Aktie, die in der Blockchain Ethereum eingeschrieben ist, entspricht genau einem “Jonas Lund Token“. Auf diese Weise hinterfragt Lund die traditionellen Machtstrukturen, die die zeitgenössische Kunstwelt kennzeichnen, sowie den Prozess, optimale strategische Entscheidungen zu treffen.
Die neuste Serie der Jonas Lund Token (JLT) – Futures ist eine Art Termingeschäft, eine Option, mit dem man auf den zukünftigen Wert eines Werkes wetten kann. Am Fälligkeitsdatum des Future-Contracts wird der Vertrag in ein physisches Jonas Lund- Kunstwerk umgewandelt. Man wettet auf die voraussichtliche Wertsteigerung sowohl des Kunstwerks als auch des Jonas Lund Token (JLT) vom Zeitpunkt des Erwerbs des JLT Future bis zum Ablauf des Vertrags.

Bob Bicknell-Knights Arbeiten sind von Bedenken und Misstrauen geprägt. Er untersucht Machtstrukturen, die sich online und in neuen Formen der Technologie ausbreiten, und interessiert sich besonders für die Automatisierung der Arbeit und neue Formen des Hyperkonsumismus. Auf der Art Düsseldorf werden eine Auswahl an Wandarbeiten und Skulpturen präsentiert, die die entmenschlichenden Aspekte der Arbeit in den Lagern eindrucksvoll beleuchten. Dort sind die Mitarbeiter*innen strengsten Bedingungen und vollständiger Überwachung ausgesetzt. Der künstlerische Ansatz von Bob Bicknell-Knight dient als Kommentar zur drohenden Automatisierung körperlicher, sich wiederholender Aufgaben in den Lagerhäusern der globalen Giganten.

 

Office Impart, Jonas Lund, JLT Futures

Bob Bicknell-Knight, Blue Badge, 60x60cm

nouveaux deuxdeux, München: Mona Schulzek 

Die Konzeptkünstlerin Mona Schulzek taucht nicht nur in das Unbekannte ein, sondern auch in den schmalen Grat zwischen Religion, Mystik und Naturwissenschaft. Die Installation mit dem Titel “Spitting off the Edge of the World” (2023) stellt eine tiefgründige Arbeit dar, die Schulzek zunächst als Abschlussarbeit an der Kunstakademie Düsseldorf gezeigt und nun für nouveaux deuxdeux adaptiert hat. Eingeschlossen in Gitterstrukturen geben die Orgelpfeifen Töne von sich, die nichts weniger als das Ende der Welt bedeuten könnten.

Mona Schulzek, geboren 1992 in Moers, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Ihr Masterstudium bei Gregor Schneider an der Kunstakademie Düsseldorf schloss sie 2023 ab. Sie wurde bereits mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem renommierten Kunstpreis “junger westen” 2023, der mit einer Ausstellung in der Kunsthalle Recklinghausen verbunden ist. Ihre Arbeiten wurden in renommierten Institutionen wie dem Museum Insel Hombroich (Raketenstation), dem Museum Kunstpalast Düsseldorf, dem Künstlerhaus Dortmund, dem Kunsthaus Graz, dem Sprengel Museum Hannover und dem Museum für Angewandte Kunst in Köln ausgestellt. Schulzekes Werke befinden sich in den Sammlungen des Kunstmuseums Bochum und des Max Ernst Museums Brühl.

Mona Schulzek, Spitting off the Edge of the World, 2023 Organ pipes, compressor, wood, steel, tubes Installation dimensions variable

PSM, Berlin: Claudia Mann 

Die Künstlerin Claudia Mann bricht in ihren Werken mit der „Land Art“-Bewegung der 1960er Jahre und einer klassischen bildhauerischen Werk-Sockel-Tradition. Der als Urform definierte menschliche Körper spielt für Claudia Mann nur noch als Referenzobjekt eine Rolle, nicht mehr als Sujet. Ihr Verständnis vom Wesen der Skulptur ist universell. Sie selbst äußert sich wie folgt dazu: „Zentral steht in meiner Arbeit der Mensch. Dafür muss ich derzeit keinen Menschen modellieren. […] Ich brauche auch keine Abbilder, sondern ich fusioniere Material und innere (psychische) wie äußere (physische) Vorgänge.”
Dabei bedient bedient sich die Künstlerin wiederholt der Methode der Abformung von vorgefundenen Strukturen oder eigenhändigen Ausgrabungen. Dies erscheint zunächst als sehr einfacher Vorgang. Tatsächlich erfordert der bildhauerische Prozess dennoch größte Aufmerksamkeit und höchste Konzentration. Vom Subjekt ausgehend, setzt sie ihren eigenen Körper als Messinstrument ein.

Claudia Mann, Aufrecht Bleiben, 2021, Bronze, 252 x 80 x 60 cm, Courtesy the artist and PSM, Berlin, Bild: Claudia Mann

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