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Der Insider-Guide zu den Skulpturenplätzen der AD2023

Herausragende bildhauerische Werke sind seit jeher ein Grundpfeiler der Art Düsseldorf. Im Laufe der Geschichte war die Bildhauerei ein integraler Bestandteil der Kunstauffassung der Menschheit – von den frühesten bekannten Werken aus der Zeit um 32.000 v. Chr. bis hin zur Neuzeit. In der zeitgenössischen Kunst hat sich die Praxis durch eine Vielfalt von Positionen und neue Experimente weiterentwickelt.

Für die fünfte Ausgabe der Art Düsseldorf haben wir zum ersten Mal Galerien die Möglichkeit gegeben, sich für unsere begehrten Skulpturenplätze zu bewerben. Nach vielen, vielen hervorragenden Bewerbungen sind wir stolz darauf, acht skulpturale Arbeiten von sieben Künstler*innen zu präsentieren, die eine Vielfalt von Positionen in dieser Kunstform bieten.

Wenn wir vom 31. März bis zum 2. April die Tore des Areals Böhler für die Art Düsseldorf 2023 öffnen, können sich die Besucher*innen auf alles freuen: von monumentalen Skulpturen über meditative Keramikgefäße bis hin zu wiederverwendeten antiken Skulpturen, die in groteske, verdrehte Formen verwandelt wurden.

Ganz gleich, ob Sie sich darauf vorbereiten, durch die Messehallen zu schlendern, oder ob Sie einfach nur einen Einblick durch unseren Livestream erhalten möchten, lernen Sie die Werke und Künstler*innen kennen, die wir in diesem Jahr an allen unseren Skulpturenplätzen ausstellen.

Thomas Feuerstein. "DEEP AND HOT," (2017). 220 x 120 x 110 cm. Stainless Steel, Duroplast. Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman.

“DEEP AND HOT” (2017) by Thomas Feuerstein

Man könnte meinen, dass “DEEP AND HOT” von einem anderen Planeten oder einer zukünftigen Mondkolonie auf das Areal Böhler gebeamt wurde. Die jenseitige Skulptur von Thomas Feuerstein, die von der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman zur Messe gebracht wurde, zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Die aus rostfreiem Stahl und Duroplast gefertigten Kugeln liegen auf dem zentralen Sockel eines Druckreaktors und weisen auf die mikroskopischen Atome und Moleküle hin, aus denen unsere Welt besteht.

Für diejenigen, die mit dem Werk des österreichischen Künstlers Feuerstein, einschließlich seiner früheren Arbeiten auf der Art Düsseldorf, vertraut sind, mag der Anblick dieser wissenschaftlich inspirierten Arbeit keine Überraschung sein. In seiner jahrzehntelangen Karriere hat er immer wieder Wege gefunden, die natürliche Welt in seine Arbeiten einfließen zu lassen – mit so einzigartigen Materialien wie versteinertem Ammonit, Ammoniumchlorid, Gummi und vielem mehr. Mit seinem neuesten Werk stellt er weiterhin sein Talent unter Beweis, ein Gleichgewicht zwischen Wissenschaft und Kunst zu schaffen.

"SPIKED COLLAR I [fin]" (2022) by Eliza Ballesteros. Steel, rust. ø 127 cm. "SPIKED COLLAR III [attached]" (2022). Steel, black finishing. ø 153 cm. Courtesy the artist and fiebach, minninger Cologne.

“SPIKED COLLAR I [fin]” und “SPIKED COLLAR III [attached]” (2022) von Eliza Ballesteros

SPIKED COLLAR I” und “SPIKED COLLAR III”, zwei von drei Werken aus der Skulpturenserie der Künstlerin Eliza Ballesteros, besitzen eine unheilvolle Präsenz. Die ominösen, hoch aufragenden Werke, die im Rahmen der Messepräsenz der Galerie fiebach, minninger im letzten Skulpturenplatz präsentiert werden, sind von antiken, originalen Wachhundehalsbändern inspiriert. Die Arbeiten unterscheiden sich auf subtile Weise, wobei “Spiked Collar I” mit Rotwein oxidiert und “SPIKED COLLAR III” schwarz brüniert ist.

Die junge Künstlerin, die zwischen Düsseldorf und Köln lebt, hat sich mit ihrem konzeptionellen Umgang mit Objekten, Texten und Installationen bereits einen Namen im zeitgenössischen Kunstbetrieb gemacht. Indem sie kulturelle Inhalte in Symbolen und Materialien rekontextualisiert, übt sie in ihrem Werk scharfe Kritik an gesellschaftlichen Machtstrukturen.

Peter Buggenhout. "On Hold #20," (2021). 5.20 x 3.5 2.5m. Mixed-Media (Polyester, Plastic, Polyurethane, and Metal, free-floating on a steel beam on a concrete pedestal). Courtesy Konrad Fischer Galerie.

„On Hold #20″ (2001) von Peter Buggenhout

Ein scheinbar chaotischer Mix aus Polyester, Kunststoff, Polyurethan und Metall wird in Peter Buggenhouts Werk “On Hold #20” aus dem Jahr 2001 von einem einzelnen Stahlträger in die Höhe gehalten. Das von der Düsseldorfer Konrad Fischer Galerie zur Messe mitgebrachte Werk wirkt wie ein Fundstück aus einer anderen Zeit – ausgegraben und umgestülpt, um die ausgewogene Unordnung seines Innenlebens zu enthüllen.

Mit seinen hoch aufragenden, abstrakten Skulpturen aus Materialien wie Industrieabfällen, Pferdehaar und Blut regt der belgische Künstler dazu an, das Wesen der Schöpfung zu überdenken. Indem er seine Werke in der Abstraktion verwurzelt, will er den/die Betrachter*in zurück zum Objekt bringen. Diese Herangehensweise, die den Irrgarten der Symbolik vermeidet, hat das Publikum in ihren Bann gezogen und wurde in der gesamten Kunstwelt mit Lob überschüttet.

Bettina Pousttchi. "Vertical Highways A5," (2019). 390cm x 237 x 225cm. Crash Barriers, Steel. Courtesy Buchmann Galerie.

„Vertical Highways A5″ (2019) von Bettina Pousttchi

Im Rahmen der Messepräsenz der Buchmann Galerie hat die in Berlin ansässige Galerie die skulpturale Arbeit “Vertical Highways A5” von Bettina Pousttchi, einer der renommiertesten deutschen Künstlerinnen der Gegenwart, ausgewählt. Die bisher größte Skulptur aus ihrer Serie von umfunktionierten Leitplanken verleiht dem rauen Stahl eine anthropomorphe Qualität, die an die architektonischen Referenzen im Werk der Künstlerin anknüpft.

Seit ihrer bahnbrechenden Installation “Echo” in der Temporären Kunsthalle Berlin am Schlossplatz hat Pousttchi mit ihren skulpturalen und fotografischen Arbeiten internationales Aufsehen erregt. Das beeindruckende bildhauerische Werk der Künstlerin wird vor allem dafür gelobt, dass sie Strukturen aus dem öffentlichen Raum, wie Straßenpollern, Absperrungen und Fahrradständern, neues Leben einhaucht.

Katja Strunz. "Gilded Palace of Sin," (2022). 265 x 65 x 50 cm. Painted Steel. Courtesy Krobath Wien.

“Gilded Palace of Sin” (2022) by Katja Strunz

Das jüngste Werk der deutschen Künstlerin Katja Strunz, der ” Gilded Palace of Sin “, ist von einer gewissen unaufdringlichen Energie geprägt. Mit bemaltem, gefaltetem Stahl setzt sich die Künstlerin mit solch existenziellen Themen wie der Komplexität der menschlichen Existenz in Verbindung mit dem Vergehen der Zeit auseinander.

Für die Künstlerin, die auf der Messe von der Wiener Galerie Krobath vertreten wird, wurzelt die Inspiration für ihre Arbeit in der Demontage der Idee, dass das historische Trauma ein in der Vergangenheit verortetes Symptom ist. Die Idee der Modernität wird so übersetzt und verdreht, um ihre diachronen Bezüge zur Vergangenheit und Gegenwart zu begleiten; spezifische Diskontinuitäten und Unterbrechungen sind zu den Schlüsselmerkmalen ihres Werks geworden.

Kavata Mbiti. “Protokoll einer Sehnsucht," (2023). 210cm x 90 cm x 120cm. Wood. Courtesy of Galerie Jochen Hempel.

“Protokoll einer Sehnsucht” (2023) by Kavata Mbiti

Für die in Berlin ansässige Galerie Jochen Hempel war es naheliegend, ein Werk der aufstrebenden Künstlerin Kavata Mbiti für ihren Skulpturenplatz zu wählen. Die aus einer Mischung aus Holzstäben und -leisten, Wachs und Pigmenten gefertigte Arbeit scheint gleichzeitig nach unten zu sinken und sich in den Himmel zu strecken. Das Ergebnis nennt Mbiti eine visuelle Notation, die einem aufragenden Kardiogramm ähnelt, das den Raum misst, den es einnimmt.

Für Mbiti ist die Frage nach dem, was bleibt, von zentraler Bedeutung für ihre Arbeit. Die in der Schweiz geborene und in Berlin lebende Künstlerin hat ihre Talente in den Bereichen Bildhauerei, Zeichnung und Performance in den letzten zwei Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut und wurde für ihre Arbeit als junge zeitgenössische Künstlerin mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

Bas de Wit. "In funny memory of ... Venus de Milo #1," (2021). 202 x 63 x 64 cm. Resin, Fiberglass, Pigments. Courtesy Phillip von Rosen Galerie. Photo: Simon Vogel.

Bas de Wit. "Grow with the flow #13 & #14," (2022). 210 x 150 x 70 cm. Courtesy Phillip von Rosen Galerie.

“In funny memory of … Venus de Milo #1” (2021) and “Grow with the flow #13 & #14” (2022) by Bas de Wit

Auf der diesjährigen Messe präsentiert die Phillip von Rosen Galerie zwei einzigartige Skulpturen des niederländischen Künstlers Bas de Wit. Die beiden Werke des Malers und Bildhauers – “In funny memory of … Venus de Milo #1” (2021) und “Grow with the flow #13 & #14” (2022) – sind ein Zeugnis seines Könnens in dieser Kunstform. Diese zeitgenössischen Werke, die sich auf die hellenistische Ära und die Säulen der Antike beziehen, verfremden und überarbeiten die Kunstgeschichte, um Werke zu schaffen, die fest in der Moderne verankert sind.

Der Künstler hat sein Talent durch die Schaffung seiner seltsamen, surrealen Objekte, die tiefe historische Wurzeln haben, jahrzehntelang verfeinert. Durch einen Prozess der Verfremdung, der seine Skulpturen oft in groteske, verdrehte Formen verwandelt, haben die von de Wit geschaffenen Stücke die Betrachter*innen in ihren Bann gezogen und einen einzigartigen Einblick in seine Vorstellungskraft gewährt.

Young-Jae Lee. "Sieben Mal Sieben" 2022. 50-60 cm. Stoneware. Sample installation at the Kunststation Sankt Peter Cologne. Courtesy Jahn und Jahn. Photo: Christopher Clem Franken.

“Sieben Mal Sieben” (2022) by Young-Jae Lee

Für die Art Düsseldorf 2023 hat die in München und Lissabon ansässige Galerie Jahn und Jahn die Ausstellung “Sieben Mal Sieben” (2022) der Keramikerin Young-Jae Lee ausgewählt. Das Werk setzt ihre einzigartige Inszenierungspraxis fort, Schalen und Vasen direkt auf den Boden zu stellen, und hat seinen Namen von der Einbeziehung von sieben “Trauerschalen”. Dabei handelt es sich um Schalen, bei denen die Glasur während des zweiten Brennvorgangs im Ofen versagte.

Nachdem die Künstlerin 1972 von Seoul nach Deutschland kam, studierte sie die Keramikkunst bei Künstlern wie Christine Tappermann, Margot Münster und Erwin Schutzbach. Seit 1986 leitet sie die renommierte Keramikwerkstatt Margaretenhöhe in Essen. Lees Beherrschung der Form – und ihre persönliche Bewunderung für die Keramik der Dynastien Goryeo (918-1392) und Joseon (1392-1910) – brachten ihr im Laufe der Jahrzehnte internationale Anerkennung und zahlreiche Auszeichnungen für ihr beeindruckendes Oeuvre.

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