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Ein echtes Highlight: Unsere Skulpturenplätze 2024

Nachdem die Art Düsseldorf im letzten Jahr Galerien aufgerufen hat, sich für das Skulpturenprogramm zu bewerben, gab es viele Bewerbungen und mindestens so viele großartige Skulpturen. Acht von ihnen wurden 2023 gezeigt.

Resultierend aus dem großen Erfolg wurde das Prozedere in diesem Jahr wiederholt und weitere Plätze geschaffen. Diesmal wurden 14 Skulpturen für ausgewählte Plätze auf dem Böhler-Areal selektiert.

Die 14 Projekte zeigen, von jungen, aufstrebenden Künstler*innen bis zu etablierten Positionen, eine große Bandbreite an Skulpturen und ihren möglichen Erscheinungsformen. Damit unterbrechen sie den Galerien-Parcours, bieten Plätze für Pausen an und geben die Möglichkeit zu reflektieren. Einige Skulpturen laden zum Mitmachen ein, andere denken über die Natur und den Menschen nach, wieder andere strukturieren den Raum neu. Es gibt also – neben dem Programm der Galerien – viel zu entdecken.

Text: Laura Helena Wurth und Alexander Wilmschen.

COSAR
Erika Hock “Salon-Tactile”

Erika Hock: Salon-Tactile, 2020, 330 x 1050 cm. COSAR.

Man verspürt den Drang Erika Hocks monumentale Skulptur anzufassen und durchgehen zu wollen. Die einzelnen Fäden, aus denen sich der Vorhang zusammensetzt, möchte man sich durch die Finger gleiten lassen, nachdem man das Muster, das sie gemeinsam ergeben, in Ruhe betrachtet hat.

Die raumgreifende Skulptur fügt der Idee davon, wie Raum und Bild miteinander zu interagieren haben, eine neue Dimension hinzu. Es ist ein bewegliches Bild, das hier entsteht, eines das flirrt und sich einer genauen Zuschreibung entziehen kann. Darin ist es unserer Gegenwart gar nicht unähnlich. Hocks Arbeit fängt dort an, wo klassisches Design aufhört und schafft opake Zwischenräume, die man auch als Freiräume begreifen kann.

Für Hock, die unter anderem in Düsseldorf bei Rita McBride studiert hat, ist der Auftritt quasi ein Heimspiel. 1981 in Kirgisistan geboren, kam die Familie 1991 nach Deutschland, heute lebt und arbeitet sie in Köln.

Galerie m
Franka Hörnschmeyer “Oszilloskop”

Franka Hörnschemeyer: Oszilloskop, 2014, ca. 230 x 298 x 298 cm. Galerie m.

Franka Hörnschemeyer, die seit 2015 an der Kunstakademie Düsseldorf unterrichtet, zeigt eine Fortführung ihrer Arbeit “Oszilloskop”. Darin bezieht sie sich auf einen Essay von Heinrich von Kleist aus dem weit entfernt liegenden Jahr 1810, in dem es um den Ursprung der inneren Bewegung von Marionetten geht. Also darum, welchen Einfluss ein Bewusstsein auf die Schönheit und den Anmut der Bewegung hat, haben muss, oder vielleicht auch nur haben kann. Hörnschemeyer übersetzt das in eine technisch anmutende Ästhetik. Mehrere  Aluminium-Wabenverbundplatten sind miteinander über Scharniere verbunden und greifen, wenn die Skulptur in Bewegung versetzt wird, ineinander. Es entsteht ein ausladendes und doch elegantes Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile. Der Grund, Auslöser und Ursprung dieser Bewegung ist unbekannt. Es scheint wie ein Gruß aus einer tief in der Geschichte verankerten Idee von technologisierter Zukunft, deren Funktionsweisen und Gründe uns so fremd sind, wie die Handlungen einer göttlichen Entität. Die Tatsache, dass wir von Maschinen gesteuerte Prozesse als schön empfinden können, stellen unser Verhältnis zur Natur, dem Technischen und letztendlich auch zur Schönheit selbst, radikal infrage.

Hörnschemeyer ist 1958 in Osnabrück geboren. Sie studierte unter anderem an der HFBK in Hamburg und lebt heute in Berlin.

Meyer Riegger
Eva Kotátková “Speech Organ of Ema, a Girl Who Eats Stones”

Eva Kotátková: Speech Organ of Ema, a Girl Who Eats Stones, 2014 circa 3 x 5 m. Meyer Riegger.

Eva Kotátková, 1982 in Prag geboren, hinterfragt in ihrer Arbeit immer wieder die Strukturen von Macht und davon, wie der Versuch ausgeübt wird, Kontrolle auf Individuen auszuüben. Es sind die unterliegenden Strukturen, die sie durch lose zusammenhängende Installationen aufdröselt und die oftmals ein beklemmendes Gefühl hinterlassen, weil sie diese Strukturen so genau und schonungslos ausbuchstabieren. Ihre Arbeit bewegt sich immer zwischen den Disziplinen; ist genau so sehr Recherche und Poesie, wie Skulptur und Installation. In ihrer hier gezeigten Skulptur erzählt der Titel bereits viel über das, was zu sehen ist. Eine Verfremdung des Verstummens. Das „Steine essen“, um nicht weitersprechen zu können, das besonders diejenigen erfahren, die gesellschaftlich als „schwach“ angesehen werden. Alte Menschen, Kinder, versehrte Menschen, die meistens diejenigen sind, an deren Perspektiven Kotátková interessiert ist. Doch die Steine verschwinden nicht und auch nicht das, was sie repräsentieren. Und es ist auch das Wiedererlangen der Sprache und der Freiheit, die Kotátková mitdenkt und die zum Nachdenken und Innehalten anregt.

Eva Kotátková wird die Tschechische Republik bei der 60. Venedig Biennale repräsentieren.

Galerie Norbert Arns
Nadine Schemmann
“Work in Progress”

Nadine Schemmann: Work in Progress, 2024, 6 x 5 x 4 m (variabel). Galerie Norbert Arns.

Auf den ersten Blick könnte auch jemand vergessen haben, einen Transportstoff wegzuräumen, abzuhängen. Man geht dann aber näher und schaut sich diesen Stoff genauer an. Und schon erkennt man, dass dieser Stoff – unbehandelte Leinwand – von ineinander fließenden Farbverläufen bewohnt ist. Von Bewegungen, die zwischen dem Geheimnis und seiner Offenlegung flirren. Zwischen den Falten hat Nadine Schemmann das Wunderbare und Wundersame einziehen lassen. Ihre Malerei, die in ihren Skulpturen ihre interessantesten Ausprägungen erfährt, bezieht sich zumeist auf menschliche Begegnungen. Auf die Erinnerung an ein Gespräch, ein Zusammentreffen, das jeder in der Rückschau anders bewertet und einordnet. Es gibt nicht eine Realität, sondern so viele Versionen von ihr, wie es Menschen gibt. Schemmann hat eine der ätherischsten Ausdrucksweisen dafür gefunden.

Schemmann ist 1977 in Solingen geboren und arbeitet seit 2018 als bildende Künstlerin.

GROELLE
Jaana Caspary “Bubbles”

Jaana Caspary: Bubbles, 2023, 58 x 72 x 200 cm. GROELLE.

Casparys Formensprache generiert sich aus der Natur, setzt sich aber über die  Wiederholung ausgewählter Grundformen zusammen. So auch bei “Bubbles”: Die Skulptur lädt erstmal zum Anfassen ein, die glänzenden, tiefschwarzen Kugeln erinnern an aufgeblasene anthropomorphe Formen, wie man sie manchmal aus Bildern der Augmented Reality kennt. Durch beständige Wiederholung ergeben sich zusammenhängende, tragende Strukturen. In den Werken Casparys ist nichts, wie es scheint. Etwas, das auf den ersten Blick ganz leicht wirkt, kann aus Stein geformt sein. So auch bei “Bubbles”, das aus schwerem Marmor Nero Marquina gefertigt ist, aber eher an aufgeblasene Riesenblaubeeren, die sich zu einem Sitzmöbel zusammengefunden haben, denken lässt.  Caspary 1988 in Wuppertal geboren, gehört einer Generation an, die sich mühelos zwischen digitaler Ästhetik und analoger Realität bewegt. Diese Volte schlägt sie mit “Bubbles”, das in seiner Anmutung jetzt dazu einlädt, seine Willenskraft zu testen, während man versucht, die Skulptur nicht anzufassen.

Caspary wurde 1988 in Wuppertal geboren und studierte bis 2014 an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschülerin von Didier Vermeiren.

Konrad Fischer Galerie
Richard Long “Rhine Driftwood Line”

Richard Long: Rhine Driftwood Line, 2001, 15 x 500 x 1000 cm. Konrad Fischer Galerie.

Treibholz aus dem Rhein, das auf einer großen Fläche flach auf dem Boden liegt. Es ist dort nicht zufällig angetrieben worden, sondern eine Arbeit des britischen Künstlers Richard Long. Eine passendere Arbeit des berühmten Vertreters der Land Art könnte man wohl auf der Art Düsseldorf nicht zeigen. Long, der sich der Natur auf eine ebenso verbundene wie poetische Weise nähert, ist mit einer Arbeit von 2001 vertreten. Es ist das Treibholz, das eine Metapher der menschlichen Verfassung sein kann, aber durchaus eine Lesart natureller Zustände zulässt, die aufgrund des Menschen immer bedrohter sind. All diese möglichen Lesarten zeigen, warum Long immer noch einer der interessantesten Künstler seiner Generation ist.

Long wurde 1945 in Bristol geboren, nahm mehrmals an der Documenta teil und vertrat Großbritannien 1976 auf der 37. Venedig Biennale.

Schönewald Düsseldorf
Andreas Schmitten
“Geburt & Die Andere” & “Prop”

Andreas Schmitten: Prop, 2017, Kunststoff, Lack, hbt 208 x 94 x 70 cm. Foto: Andreas Fechner.

Auf den ersten Blick zuckrig, pastellfarben und lieblich, wohnt den Skulpturen von Andreas Schmitten etwas Unheimliches inne. Etwas stimmt nicht in den süßlichen Interieurs, die er baut. Das liegt sicherlich auch daran, dass seine Skulpturen, die in diesem Fall an Pissoirs oder Waschtische erinnern, ihrer Funktion beraubt sind. Ohne Sinn und in ihrer Farbigkeit verfremdet, kann man ihren Nutzen nicht mehr einordnen. Eingesäumt von einer Lichtaureole wird hier besonders die provokante Zurschaustellung dieser Nutzlosigkeit beleuchtet, die den Alltag verfremdet. Schmittens Skulpturen verbinden die ausgeleuchteten Oberflächen der Moderne mit der Infragestellung ihrer eigenen Funktionen.

Schmitten wurde 1980 in Mönchengladbach geboren und studierte bis 2012 an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er heute noch lebt und arbeitet.

Galerie Droste
Katharina Keller
“Siberian Brutalism”

Katharina Keller: Siberian Brutalism, 2018, 2 x 3 m.

Die grauen Betonformsteine im Werk „Siberian Brutalism“ von Katharina Keller reihen sich auf dem Boden in unterschiedlichen Formationen aneinander. Mit klaren Materialbezügen zum Brutalismus greift die Künstlerin auf einen Teil ihres Archivs aus gefundenen Ornamentformen und deren Verwendung in der Holzarchitektur Sibiriens zurück. In ihren Skulpturen, Videos und installativen Anordnungen verbindet Keller persönliche Erinnerungen mit allgemeinen Fragen nach der Zugehörigkeit und Heimat: Wie schaffen Designelemente und Architektur kollektiver Erfahrung von Heimat und Identität? Die steingewordenen Ornamente und Fragmente Sibiriens, die sie in andere Maßstäbe, Kombinationen und Materialien versetzt, sind als Teil einer seriellen Anfertigung kollektives Gedächtnis und zugleich Baumaterial für neue räumliche Strukturen.

Katharina Keller, 1990 in Omsk geboren, ist derzeit in der Klasse von Dominique Gonzalez-Foerster an der Kunstakademie Düsseldorf eingeschrieben und hat vor kurzem das Max Ernst-Stipendium 2024 erhalten.

Clages
Christian Theiss “Schwanensee”

Christian Theiss: Schwanensee, 2020, 330 × 240 cm. Clages.

Wie tanzende Ballerina in weißen Tutus choreografieren die ergonomischen Gehstöcke in Christian Theiss Installation „Schwanensee“ ihre eigene chaotische und faszinierende Inszenierung. Auf den metallenen Bodenplatten, die an die Minimal Art und Werke Carl Andre erinnern, verdrehen sich die alltäglichen Gehhilfen in neue dynamischen Bahnen und verlieren dabei ihre alltägliche Form und Funktion. Theiss eröffnet im Gewirr der Metallstangen einen Gedankenraum zwischen Gebrechlichkeit, Alter, Krankheit im Kontrast zu Dynamik, Beweglichkeit und Jugend. Fest mit Gummistoppern am Boden gegen ein Verrutschen gesichert, verdrehen sich die Metallstangen wie Schwanenhälse in der Luft und warten auf Hände jeden Alters, die sich von ihrer wilden Choreografie mitreißen lassen.

Christian Theiss, 1988 in Meerbusch geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Rosemarie Trockel.

Petra Rinck
Emma Talbot “When Screens Break”

Emma Talbot: When Screens Break, 2020, 3 x 1,5 x 3 m. Petra Rinck.

Wirst Du die greifbare Welt aufgeben? Die mit dieser Frage bemalte Installation „When Screens Break“ der Künstlerin Emma Talbot besteht aus wellenförmig angeordneten Seidenbannern und einer vorgestellter Medienskulptur. Eine verschlungene und langhaarige Textilfigur bewohnt diesen Übergangsort. Die immersive Installation zieht den Blick in eine fluide Dimension von wehenden Seidentüchern und Videobildern. Neben runden und ovalen Passagen bewegen sich die nachdenklichen Figuren in eindeutigen Posen zwischen prophetischen Sprechblasen und Flüssigkeiten durch die Stromlinien. Emma Talbot thematisiert Übergänge zwischen virtuellem Raum und realer physischer Welt, wie die Abhängigkeit von künstlich geschaffenen Räumen, Netzwerken und der damit verbundenen Endgeräten. In ihren Werken sprechen oft Stimmen fiktiver Wesen wie Geister, Hexen und Orakel in prophetische Botschaften über eine Zukunft am Übergang zwischen Katastrophen ökologischer, politischer Instabilität und den Zerfall der Grenzen zwischen digitaler und physischer Welt.

Emma Talbot wurde 1969 in Stourbridge geboren. Sie lebt und arbeitet in London und Italien.

KOW
Clegg & Guttmann “Cognitive Exercise III: Continuous Drawing / Exquisite Corpse”

Clegg & Guttmann : Cognitive Exercise III: Continuous Drawing / Exquisite Corpse, 2006, 205 x 0.9 x 0.9 m. KOW.

Die mit mattgrauem Tafellack überzogene und in fünf Segmente aufgeteilte Säule des Künstlerduos Clegg & Guttmann fordert zum gemeinsamen Spiel der Komposition auf. Als unbeschriebene Kolumne versteht sie sich als kognitive Aufgabe und kollektive Übung im Zeichnen auf einer fünfeckigen Spielfläche. Für die geneigten Spieler*innen stehen freie Tafeln und Kreide bereit. Was malt man nur: Gesichter, Körperteile, Tiere oder andere Wesen? Nach einigen Minuten drehen die Spieler*innen die bemalten Segmente vor sich und die Rotation der Säule verschiebt sich zur nächsten Mitspieler*in. Konfrontiert mit einer neuen Komposition und dem fremden Kreideentwurf geht die Zeicheneinheit weiter, bis sich eine weitere Rotation der Tafelfläche vollzieht und die Zeichnung nach mehreren Drehungen vollständig ist. Es entstehen grauweiße Kreidefiguren und -objekte, einzigartige Skelette individueller Gedanken.

Clegg & Guttmann ist ein Künstlerduo, bestehend aus Michael Clegg, 1957 in Dublin geboren, und Martin Guttmann, 1957 in Jerusalem geboren.

Jahn & Jahn
Alexi Tsioris “Pinch & Snatch”

Alexi Tsioris: Pinch & Snatch, 2023, 4 x 1,2 m. Jahn & Jahn.

Auf einzelnen Sockeln stehen Gebilde, die sich – Korallen gar nicht unähnlich – nach oben schlängeln und fast wirken, als bewegten sie sich sanft gegen den Widerstand eines nicht sichtbaren Gewässers. Die Skulpturen von Alexi Tsioris bewegen sich irgendwo zwischen Organischem und klassisch bildhauerisch Bearbeitetem. Erkennbare Spuren könnten ein Blütenstempel sein, oder ein Zahnabdruck, die Bezüge zur Natur herstellen. Zur Skulptur kam Tsioris über seine Zeichnungen, die man im Grunde alle als Vorstudien sehen kann, jedoch gibt es keine direkten Bezüge. Es liegt etwas Ungreifbares in diesen Werken, in denen der Zufall zugelassen wird und sich Schicht um Schicht aufeinander türmen; bis Vergangenheit und Gegenwart sich treffen. Die darunter liegende Schicht bleibt immer noch erkennbar –  das, was gewesen ist, wird nicht versteckt. Im Gegenteil – es wird ausgestellt, auf einen Sockel gehoben, wie eine teure Büste, wie ein ehrwürdiger Kopf. Und vielleicht wird es das auch eines Tages sein. Das kann man heute noch nicht wissen. Alexi Tsioris gibt uns lediglich einen kleinen Ausblick.

1982 in Athen geboren, war Tsioris Meisterschüler bei Nikolaus Gerhart in München, wo er lebt und arbeitet.

Galerie Löhrl
Paul Diestel “Avena”

Paul Diestel: Avena, 2024, 2,42 x 0,83 x 0,52 m. Galerie Löhrl.

Paul Diestels sinnliche und scheinbar flugbereite Skulptur „Avena“ bildet die hauchdünne Hülse eines Haferkorns des sog. Haferspelz wie ein biologisches Lehrmodell nach. Überzogen mit Erdschichten befindet sich die Skulptur im ständigen Prozess der Austrocknung und natürlich Transformation. Diestel greift in seiner künstlerischen Praxis und für seine Skulpturen Naturformen von Samen, Zapfen und Pflanzen auf, vergrößert diese und baut sie in unterschiedlichen Hölzern nach. Dabei verwendet er nachhaltige Materialien aus der Natur wie Erde, Asche und Kalk, die er in mehreren Schichten auf die aus Holz geformten Objekte aufträgt, verdichtet und anschließend poliert. Seine Skulpturen sind Momentaufnahmen der sich im Klimawandel begriffenen Natur, die in täglichen Wachstumsprozessen und einer natürlichen Transformation steht. Der auf einen Sockel gestellte Hafer Spelz erinnert an die Form eines Kelches oder die eines rituellen Gefäßes, und drückt ihn durch seine harmonische Naturform eine gewisse Ruhe und Sinnhaftigkeit aus, die wie ein Pokal den Wachstum der Natur auszeichnet. Paul Diestel, 1996 in Schweinfurt geboren, lebt und arbeitet in Unsleben.

Er hat an der Kunsthochschule Kassel bei Prof. Norbert Radermacher und Prof. Mirjam Thomann studiert.

Thomas Rehbein
Heinz Breloh “Harry und ich”

Heinz Breloh: Harry und ich, 1998, 200 x 117 x 130 cm. Thomas Rehbein.

Heinz Brelohs Skulptur Harry und ich zeigt den Negativraum und Körperabdruck des Künstlers als Ergebnis seines Arbeitsprozesses in einem lebensgroßen weißen Gipsvolumen. In seiner Skulptur werden die künstlerischen Handlungsabläufe direkt plastisch nachvollziehbar: Die Lücke, die er beim Bearbeiten hinterlassen hat, ist eine Spur seiner Bewegung im Raum und zugleich Abtrag des Materials, das seinem Körper im Weg stand. Aus dem hellen Gips hängen netzartige Metalldrähte mit faustgroßen Tonklumpen, in der seine Faustabdrücke in einer Art Choreographie zusammenfinden. Die Tonbrocken schwirren dabei wie lose Gedanken Brelohs zum Körper, Bewegung, Raum herum und umkreisen die für sein Werk typische kegelförmige Skulptur. Für den Künstler scheint es hier um die zentrale Frage zu gehen: Was ist Raum und wer hinterlässt in ihm Spuren?

Heinz Breloh (1940-2001) war ein deutscher Künstler, der in den Bereichen Videokunst, Performance, Installation und Skulptur arbeitete. Im Jahr 1977 nahm er an der Documenta 6 teil.

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