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Christoph Meyer über die Oper Düsseldorf

Zuschauerraum der Oper am Rhein Düsseldorf

Im Rahmen unserer neuen Reihe Stadtgespräche sprechen wir mit Menschen aus der Kunst und Kultur, die einen persönlichen Bezug zu Düsseldorf haben, über ihre Verbindung zur Stadt und werfen gemeinsam einen Blick auf inspirierende, liebgewonnene und gern besuchte Orte in Düsseldorf.

Seit über einem Jahrzehnt hat sich die Deutsche Oper am Rhein unter der Leitung ihres Generalintendanten Christoph Meyer erfolgreich entfaltet. Nachdem er seine Kindheit in Lüneburg verbracht hatte, zog Meyer nach München, um ein Studium der Theaterwissenschaft und Musik zu absolvieren. Während dieser Zeit begann er, für viele namhafte Opernhäuser zu arbeiten und sich einen Ruf als geschickter künstlerischer Visionär und verlässlicher Manager aufzubauen.
Nach Stationen an renommierten Häusern wie der Kölner Oper und dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona wurde er mit Beginn der Spielzeit 2009/10 zum Generalintendanten der renommierten Düsseldorfer Oper ernannt. Mit Meyer an der Spitze hat sich die Deutsche Oper am Rhein nicht nur zu einem Ort für herausragende Produktionen, sondern auch zu einer Plattform für die herausragende Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entwickelt.
Kürzlich hatten wir die Gelegenheit, mit Meyer über seine Arbeit zu sprechen, über das umfangreiche Jugendprogramm, das er in der Spielzeit 2013/14 ins Leben gerufen hat, und über die anstehende Entscheidung des Stadtrats, wo das neue Opernhaus gebaut werden soll. Lesen Sie hier, was seine ersten Eindrücke von Düsseldorf vor vielen Jahren waren, was seine Lieblingsplätze in der Stadt sind und vieles mehr.

Opernhaus Düsseldorf, Foto: Jens Wegener

Bevor Sie zur Spielzeit 2009/10 als Generalintendant an die Deutsche Oper am Rhein gekommen sind, haben Sie u.a. in Mannheim, Köln, Berlin, Basel, Barcelona und Leipzig gearbeitet. Wie haben Sie die Stadt Düsseldorf zu Anfang erlebt? 

Ehrlicherweise war mir Düsseldorf bis auf einige kurze Besuche während meiner Kölner Zeit vorher weitgehend unbekannt und ich war dann äußerst positiv überrascht und erfreut, wie warmherzig und freundlich ich hier aufgenommen wurde.

Die Stadt Düsseldorf steckt gerade mitten im Wettbewerb für ein neues Opernhaus. Der Ideenwettbewerb ist abgeschlossen, es wurden sieben Entwürfe in die engere Wahl genommen und im Juni wird entschieden, ob der neue Standort an der Heinrich-Heine-Allee oder am Wehrhahn liegen wird. Wie erleben Sie diesen Prozess? Was bedeutet ein neues Opernhaus für die Stadt? 

In vielen deutschen Städten ist das Thema Umbau, Sanierung oder Neubau“ von Theatern und Opernhäusern aktuell sehr bestimmend. In Düsseldorf ist dieser Prozess sehr strukturiert, transparent und vor allem mit großer Unterstützung der Politik gestaltet. Das neue Opernhaus ist eine große Chance für das kulturelle Leben der Landeshauptstadt, es steht für eine breite gesellschaftliche Öffnung von Gebäude und Kunstform und hat als kultureller Leuchtturm und urbanes Zentrum auch eine große Bedeutung für Tourismus und Wirtschaft.

Durch die Kunstakademie, die vielen Museen und Sammlungen und viele in der Stadt lebende und arbeitende Künstler*innen ist Düsseldorf ein wichtiger Standort für bildende Kunst. Wie würden Sie das Verhältnis zwischen der bildenden und darstellenden Kunst, zwischen der Klassik und anderen Künsten in der Stadt charakterisieren? Gibt es da Überschneidungen, Kooperationen oder Synergien?

Die enge räumliche Nähe so vieler Kulturinstitute, Museen und Galerien ist auch ein besonderes Wahrzeichen Düsseldorfs. Es gibt viele Kontakte und auch Zusammenarbeiten untereinander, aber sicher wäre in diesem Bereich noch mehr möglich.

 Wie beschreiben Sie Ihr persönliches Verhältnis zur zeitgenössischen bildenden Kunst?

Wenn es meine Zeit erlaubt, nutze ich sehr gern die Möglichkeit, mich in Museen und Ausstellungen auf den aktuellen Stand zu bringen und spannende neue Kunst zu sehen. Auch durch die Freundschaft mit Künstlern und Galeristen ergeben sich oft Gelegenheiten zur Beschäftigung mit bildender Kunst. Ich genieße diese Momente sehr.

UFO im Volksgarten, Düsseldorf-Oberbilk, Foto: Rainer Schlautmann

Sie sind bekannt für Ihre starke Jugendarbeit. 2013/2014 haben Sie das Projekt Junge Opern Rhein-Ruhr initiiert. Die Oper am Rhein bringt derzeit mit drei Projekten (Junge Oper, UFO und Tanz mit!) Musiktheater, Tanz und ein junges Publikum zusammen. Können Sie uns mehr darüber erzählen? 

Darüber könnten wir ein langes eigenes Interview machen! Von Beginn meiner Intendanz 2009 an war mir die Kinder- und Jugendarbeit ein ganz besonderes Anliegen, und wir haben von Anfang an jedes Jahr eine Kinderoper auf der großen Bühne herausgebracht. In dieser deutschlandweit einzigartigen Kooperation Junge Opern Rhein-Ruhr werden seit 2013 von drei Theatern, der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg, der Oper Bonn und dem Theater Dortmund gemeinsam Kompositionsaufträge für neue Kinderopern vergeben. Vor Corona hatten wir pro Spielzeit bis zu 30.000 Kinder und Jugendliche in unseren Veranstaltungen in Düsseldorf und Duisburg. Ziel ist jetzt natürlich, wieder an diese Zahlen zu gelangen und noch mehr in den verschiedenen Stadtteilen zu wirken. Ab der nächsten Spielzeit wird zusätzlich die Oper Essen als neuer Partner dazukommen. Mit der mobilen Spielstätte UFO – Junge Oper Urban haben wir einen Klangraum und Aufführungsort geschaffen, der in verschiedenen Stadtteilen Düsseldorfs und Duisburg mit eigens für das UFO entwickelten Stücken neugierig auf neues kreatives Musiktheater macht. Im Ballett haben wir „Tanz Mit!“ vor einiger Zeit nun auch ein Programm zur Tanzvermittlung ins Leben gerufen, das u.a. mit „Leichter getanzt als gesagt“ sehr erfolgreiche interaktive Projekte besonders auch für Kinder und Jugendliche anbietet.

Spielzeitheft 2023/24, Foto: Andreas Endermann

Was ist Ihr liebster Kunst-Ort in Düsseldorf? Was kann man dort entdecken? Was macht diesen Ort für Sie aus?

Ganz besonders mag ich es, z.B. am Galerienwochenende in Flingern die vielen einzelnen Galerien zu besuchen, gehe aber natürlich auch gerne je nach Programm u.a. in die Kunstsammlung, die Kunsthalle und den Kunstpalast.

 Was sind die Highlights an Ihrem Haus in dieser Spielzeit und worauf können wir uns in der nächsten Spielzeit freuen? 

 Die aktuelle Spielzeit verläuft nach den starken Einschränkungen der Corona-Jahre sehr erfreulich und erfolgreich. Bisherige Highlights waren „Macbeth“ „Der fliegende Holländer“ sowie „Die Jungfrau von Orléans“ und „La sonnambula“, Letztere beides Opern, die noch nie an der Deutschen Oper am Rhein aufgeführt wurden. Im Ballett war „Krabat“ ein absoluter Höhepunkt, und auch „Coppélia X Machina“ war sehr erfolgreich. Wir haben in der Oper noch drei Premieren vor uns: „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold, Massenets „Hérodiade“ (ebenfalls zum ersten Mal in der Geschichte der DOR) und die Uraufführung unserer neuen Kinderoper „Das fliegende Klassenzimmer“. Im Ballett freuen wir uns auf „SACRE“ und Demis Volpis neue „Giselle“. Das Programm und unsere vielfältigen Projekte für die nächste Spielzeit stellen wir im neuen Spielzeitheft 2023/24 vor.