Inmitten der dynamischen Kunstwelt hat sich die Galerie Ludorff über fünf Jahrzehnten hinweg als bedeutender Akteur etabliert. Seit ihrer Gründung 1975 hat sich die Galerie nicht nur durch ihre exklusive Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst, sondern auch durch ihre visionäre Ausrichtung einen Namen gemacht. Zum 50. Jubiläum werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Galerie, ihre Entwicklung und die Herausforderungen in der Kunstszene. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer, Manuel Ludorff, der die Galerie vor 15 Jahren als Geschäftsführer übernommen hat, erfahren wir mehr über die Meilensteine der Galerie und die Visionen für die Zukunft.
Geschäftsführer Manuel Ludorff (c) LUDORFF
Mein Vater hat die Galerie 1975 in unseren heutigen Räumen auf der 3. Etage der Königsallee gegründet. Er hatte während seines Studiums in Berlin angefangen, Kunst zu sammeln. Hans Pels-Leusden und Florian Karsch von der Galerie Nierendorf waren Persönlichkeiten, die ihn stark beeinflusst und in der Entscheidung geprägt haben, selbst Galerist bzw. Kunsthändler zu werden. Gemeinsam mit meiner Mutter, die Modedesignerin ist, führte er das familieneigene Unternehmen für die Herstellung von Damenoberbekleidung in den ersten fünf Jahren nach seinem Studium. Schließlich wurde den beiden klar, dass sie ihre Leidenschaft für die Kunst zum Beruf machen wollen. Mein Vater lud im November 1975 zu einer ersten Galerieausstellung ein und zeigte knapp 100 Werke, vorrangig Grafik und Zeichnungen des Deutschen Im- und Expressionismus aus seiner qualitätvollen aber nach heutigen Gesichtspunkten recht kleinen Sammlung. Dazu noch weitere Positionen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die er sich bei Kollegen lieh. Mein Vater kannte zum Zeitpunkt der Ankunft in Düsseldorf nur zwei Sammler moderner Kunst in der Stadt. Er vergleicht diesen Moment immer als unternehmerischen Sprung vom 10-Meter-Turm ohne zu wissen, ob Wasser im Becken ist. Es war eine Notwendigkeit, diesen Weg zu gehen aber nach allen heutigen Erkenntnissen – trotz aufmerksamer Planung und Analyse – war der nachhaltige Erfolg keineswegs kalkulierbar.
Meine Eltern haben den Staffelstab in den vergangenen 15 Jahren bereits an meine Frau und mich übergeben. Meinen Vater, der nun nach 50 Jahren als Frontmann der Galerie abtritt, wie auch meine Mutter hat immer die Neugierde getrieben. Dieser Reiz, der sich einstellt, wenn man neue Werke entdeckt, wenn das Herz ein wenig springt und wenn man sich dann mit neuen wie auch bereits gut bekannten Sammler*innen über Werke austauscht und man die Begeisterung mit anderen Menschen teilen kann. Die Kunst bleibt niemals stehen. Sie hält jung und so blieb auch das Handeln mit Kunst immer ein sehr spannendes und erfrischendes Tun.
Portrait Manuel und Rainer Ludorff (c) LUDORFF.
Düsseldorf war schon immer ein sehr spannender Standort in Deutschland, an dem die Rahmenbedingungen auch in den 1970er Jahren schon sehr gut waren. Mein Vater analysierte mehrere Standorte von Berlin nach Dortmund. Ihm war wichtig, dass der Galeriestandort über eine internationale Messe und einen bedeutenden Flughafen verfügte. Natürlich war auch das vorhandene Netzwerk an Institutionen und anderen Galerien ausschlaggebend, das eben im Rheinland sehr stark war. Die Sammler*innen im Rheinland waren dazu schon immer sehr offen und Düsseldorf zog als führender Einzelhandelsstandort in Deutschland schon damals sehr viele Besucher*innen aus dem Umfeld von 100 Kilometern an, in dem auch heute noch knapp 20 Millionen Menschen leben. Mit Händlern wie Flechtheim, Schmela, Grosshennig, Vömel und später Hans Mayer, Konrad Fischer und heute u.a. Paul Schönewald und Michael Beck prägten und prägen weitere führende Händler von Kunst den Standort Düsseldorf. Wir würden uns in Deutschland also jederzeit wieder genau so entscheiden.
Es gab in den vergangenen 15 gemeinsamen Jahren mit meinem Vater natürlich sehr viele prägende Momente. Die Renovierung und Eröffnung der 1. Etage war sicherlich ein Meilenstein. Seither können wir dauerhaft unser Programm präsentieren und ganz gezielt Einzel- bzw. Themenausstellungen Raum geben. Nach intensiver Sammeltätigkeit konnten wir mit einer umfangreichen Ausstellung zu Serge Poliakoff eröffnen. Es folgten ebenso umfangreiche Ausstellungen zu Emil Nolde und Max Liebermann aber auch zu moderneren Positionen wie etwa Gerhard Richter. Erste Auslandsmessen in Brüssel und später dann in New York, London und Miami steigerten unsere Wahrnehmung und vor zehn Jahren öffnete sich dann die Tür in Maastricht. Die erste TEFAF und der damit einhergehende Ritterschlag meines Vaters waren nach langen Jahren des intensiven Wunsches, dort auszustellen, schon sehr besonders.
Durch die zurückgezogene Architektur auf den Etagen war der Besucherverkehr schon immer zurückhaltender, durch die zentrale Lage an der Kö gibt es aber regelmäßig etwas zu tun, besonders an den Eröffnungstagen freuen wir uns, stets viele Besucher zu begrüßen.
Durch die Messen und das Internet hat der Besucherverkehr etwas abgenommen, aber die intensiv interessierten Sammler suchen nach wie vor sehr regelmäßig die Gelegenheit, die Galerie zu besuchen, um sich eine Auswahl an Werken im Original zeigen zu lassen. Wir haben fast den gesamten Bestand der Galerie hier an der Kö gelagert und können uns fast alle Werke in kürzester Zeit im Original anschauen.
Wir handeln nahezu ausschließlich mit museal bedeutenden Künstler*innen, von denen die Mehrzahl nicht mehr lebt. Es kommen jedoch stetig neue, historische Positionen ins Programm, so etwa Otto Dix und George Grosz oder die wiederentdeckte Lotte Laserstein, der wir im vorvergangenen Jahr eine erste Ausstellung widmeten. Grundsätzlich muss eine sehr nachhaltige Begeisterung für einen Künstler vorliegen. Dies benötigt in der Regel Zeit, sich mit dem Werk eines Künstlers auseinanderzusetzen. Wir sammeln also oft erstmal über einige Jahre und setzen uns mit ihm oder ihr – auch privat – auseinander, bevor wir ausgewählte Werke dann möglicherweise im Rahmen von Themenausstellungen präsentieren. Für die angesagteren Zeitgenossen sind wir mit unserem Ansatz möglicherweise etwas zu historisch oder zu langsam aber mit den neuen Räumen, die wir im Übrigen in Kürze noch einmal erweitern und auch mit unserem gewachsenen Team, werden wir auch für Zeitgenossen immer attraktiver. Inhaltlich spielt natürlich die Eigenständigkeit der Künstler eine große Rolle. Vor dem historischen Hintergrund muss ein Künstler schon etwas Neues schaffen bzw. sich mit einem neuartigen Ansatz abheben. Zusätzlich muss sich eine gewisse Schönheit im Konzept oder in den Werken selbst offenbaren. Dies mag sehr vage klingen aber am Ende ist es eine Mischung aus Kopf und Bauch, die hier ganz unbedingt stimmen muss.
Installationsansicht Jubiläumsausstellung ( c) LUDORFF
Da wir weniger intensiv als die Primärgalerien mit Künstler*innen zusammenarbeiten, muss ich an dieser Stelle auf die Kolleg*innen verweisen, die zu dieser Stelle noch präziser Auskunft geben können. Ich kann aber schon feststellen, dass die vormals sehr klar voneinander abgegrenzten Strukturen Kunstschaffender und Kunstmarkt bzw. Galerie, Kunsthandel und Auktionshaus immer mehr verschwimmen. Es gilt mit einer Vielzahl weiterer Akteure aus den Museen, den Kunstvereinen, dem Journalismus und freier Beratungsunternehmen, Family Offices, Vermögensverwaltungen und Architekturfirmen aber auch Kollege*innen zusammenzuarbeiten, um Werke zu vermitteln bzw. Projekte zu realisieren. Hier sind wir sehr offen und freuen uns über Interesse aus allen Bereichen.
Wir sind nun 50 Jahre am Markt und erfreuen uns einer sehr soliden Sammlerbasis bzw. einer unternehmerischen Plattform, die meine Eltern geschaffen und die wir nun in den vergangenen 15 Jahren noch einmal stark erweitert haben. Dennoch gilt es, die Zukunft weiter zu gestalten. In keiner Branche kann man sich auf dem Erreichten ausruhen. Wir kultivieren daher ein frisches Denken wie in einem jungen Unternehmen. Man muss nicht alles Etablierte infrage stellen, aber man muss mit der Zeit gehen und darf die Augen nicht vor den Innovationen und Veränderungen verschließen. Das Internet ist zu der wichtigsten aller Kunstmessen geworden. Ich habe bereits in den späten 1990er Jahren unsere erste Internetseite programmiert und wir waren damals glücklich, wenn pro Woche etwa fünf Anfragen eingingen und einmal im Monat etwas verkauft wurde. Heute ist das Internet – auf das Gesamtjahr gesehen – bedeutender als jede Messe. Fakt ist jedoch, dass uns dort zum Großteil Sammler*innen finden, die nach etwas recht Konkretem suchen. Die der Kaufentscheidung vorgelagerte Vermittlung von Inhalten bzw. das Orientieren findet vor allem auf Messen und in den Galerien statt, weshalb man in beiden Bereichen sehr aktiv sein muss. Wir arbeiten daher ständig an den Funktionen der Internetseite und umarmen die Möglichkeiten des Web. Die Zukunft wird aber auch analoge Veränderungen bringen. So arbeiten wir aktuell an der Erweiterung der Galerieräume um eine fünfte Wohnung, in der wir neue Ausstellungs- und Funktionsräume unterbringen werden. Im Außenbereich werden die beiden Wohnungen auf der ersten Etage dann mit einer Dachterrasse verbunden sein, auf der wir Außenskulpturen präsentieren und bei gutem Wetter auch Veranstaltungen umsetzen können.
Installationsansicht Simple Things (c) LUDORFF
Die Trends werden wahrscheinlich immer globaler und größer. Die ganze Welt will Gerhard Richter, Josef Albers oder etwa die mutigen und raumgreifenden Malereien Katharina Grosses. Aber auch die vermeintlichen Klassiker wie Max Liebermann oder Käthe Kollwitz erfreuen sich eines sehr internationalen Interesses und so konnten wir die beiden letztgenannten jüngst an Museen in den Vereinigten Staaten oder im Falle von Kollwitz etwa an Privatsammler in Australien und China vermitteln. Das sind Erfahrungen, wie es sie im vergangenen Jahrhundert – zumindest in unserem Haus – noch nicht gegeben hat.
Die Leihgaben an Museen spielen eine zentrale Rolle. In den seltensten Fällen führen sie zu einem direkten Verkauf. Wir sind aber sehr glücklich, wenn wir eigene Werke verleihen dürfen, da es kein schöneres Kompliment für unsere Werke geben kann. Wir helfen den Kurator*innen aber auch sehr gerne dabei, Werke aus Privatbesitz als Leihgabe zu gewinnen und profitieren natürlich sehr davon, wenn bei uns erworbene Werke schlussendlich für bedeutende Ausstellung in Erwägung gezogen bzw. geadelt werden. Dass sich die ehemals sehr große Distanz zwischen den Museen und dem Handel dadurch etwas verringern lässt und dass wir bei Nennungen im Katalog und auf den Labels nochmals die Wahrnehmung steigern können, ist natürlich auch ein ganz offensichtliches Argument für das auf den ersten Blick wenig profitable Geschäft mit den Museen.
Wir gratulieren Ludorff zu ihrem 50. Jubiläum und freuen uns die Düsseldorfer Galerie wieder auf der Art Düsseldorf begrüßen zu dürfen. Besuchen Sie während der Messe den Stand J08 und schauen Sie sich den Katalog von Ludorff an.